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Drei Tage im Berufsförderungswerk
für Blinde und Sehbehinderte in Halle
April 2009
Mit
einigermaßen gemischten Gefühlen betrete ich am frühen Morgen das
Gelände des
Berufsförderungswerks für Blinde und Sehbehinderte (BFW) in Halle.
Große Hoffnungen habe ich in meinen hiesigen dreitägigen Aufenthalt
gesetzt, gleichzeitig verbunden mit der ängstlichen Frage: Was, wenn es
auch hier für mein Problem keine Lösung geben wird?
Seit
einem Jahr habe ich nun bereits diese Schwierigkeiten an meinem
PC-Arbeitsplatz: Seit ich neue Hard- und Software erhalten habe, bekomme
ich mit den für mein eingeschränktes Sehvermögen erforderlichen
Monitor-Einstellungen (also geringe Auflösung, um große Schrift zu
erhalten) keine scharfe Darstellung mehr. Die Folge: Augenschmerzen,
Kopfschmerzen und die Frage, wie es weitergehen soll.

Die
Anlage ist viel größer und schöner, als ich es erwartet hatte. Diverse
etwa hundert Jahre alte Backstein-Gebäude sind harmonisch in ein
gepflegtes, parkähnliches Gelände einsortiert. Viel Grün, viel
blühender Flieder, es riecht nach frischem Rindenmulch.
Überall gemütliche Sitzinseln. Die markanten Stellen der Gehwege sind
zur Orientierungshilfe mit weichen Gummimatten gekennzeichnet, die Wege
unterschiedlich gepflastert.

Nachdem
ich mich angemeldet habe, beziehe ich mein Zimmer im Wohnheim: Groß,
komfortabel, schickes, neues Bad, TV, bequemes Bett. Schöner Ausblick!
Über den Flur gibt es eine Teeküche mit Mikrowelle, Kaffeemaschine,
Heißwasserbereiter, Kühlschrank.
Dann
geht es auch schon los. Ich bin mit Frau M. verabredet, Diplom-Ingenieurin
für Optik. Sie nimmt diverse Untersuchungen meiner Augen, Brillen und
Kontaktlinsen vor, stellt erstaunliche Diagnosen (Dinge, um die sich mein
Augenarzt in den vergangenen Jahrzehnten noch niemals gekümmert hat) und
geht anschließend mit mir in das "Lichtlabor".
Hier
erhalte ich die Möglichkeit, in Ruhe verschiedene Lampen, Lichtfarben und
Helligkeiten auszuprobieren. Resultat: Ich benötige zehnmal soviel Lux
(Helligkeit), wie normalerweise für einen Arbeitsplatz vorgeschrieben
ist.
Unter
Blinden und Sehbehinderten
Wäre
mir nicht bereits vor meiner Anreise klar gewesen, dass ich hier ein
vergleichsweise leichter Fall bin - spätestens bei meinem Aufenthalt im
Speisesaal wäre es mir bewusst geworden. Bereits bei meiner Anmeldung
wurde mir gesagt: "Fragen Sie im Speisesaal, an welchen Tisch Sie
sich setzen dürfen. Denn, wenn Sie sich irgendwohin setzen, kann es Ihnen
passieren, dass sich ein Blinder auf Ihren Schoß setzt. Denn die haben
ihre festen Plätze, um sich besser orientieren zu können."
Ich
rühre mein Essen kaum an, zu sehr bin ich fasziniert von dem Geschehen im
Speisesaal.
Nach
und nach betreten Blinde und stark Sehbehinderte den Raum. Viele tragen
dunkle Brillen, einige haben einen Führhund dabei, viele benutzen einen
weißen Stock, zwei oder drei Mütter kommen herein, deren Kinder ein
kleines Glöckchen tragen. Die meisten können sich erstaunlich gut
orientieren. Für diejenigen, die noch ein Restsehvermögen besitzen, sind
Orientierungshilfen auf dem Boden angebracht: Die freien, unverbauten Wege
zu den einzelnen Tischgruppen sind mit kontrastreichen schwarzen und
weißen Fliesen gekennzeichnet.
Die
wenigen, völlig orientierungslosen Blinden bleiben hinter der
Eingangstür einfach stehen. Wissend, dass sich ein Zivildienstleistender
des BFW sofort um sie kümmern, ihnen die Speisekarte vorlesen und ihnen
bei der Essensausgabe helfen wird.
Völlig
in seinen Bann zieht mich ein etwa 50-jähriger Mann, offenbar Contergan
geschädigt, ohne Arme und vermutlich blind (oder sehr stark
sehbehindert, jedenfalls mit dunkler Brille ausgestattet). Er lässt sich
die Speisekarte vorlesen und sich das Essen an den Tisch bringen und
benutzt dort das Besteck mit dem Fuß. Später im Wohnbereich beobachte
ich ihn dabei, wie er, auf einem Bein stehend, seinen zweiten Fuß dafür
benutzt, um mit einem Schlüssel eine Tür aufzuschließen. Absolut
faszinierend!
Am
Nachmittag belebt sich das Gelände. Etwa 50 bis 100 Personen sind hier
derzeit anwesend. Die Bandbreite der Teilnehmer ist groß, und auch die der Motivation:
Einige haben sich eigenständig um eine hiesige Maßnahme bemüht, um ihre
berufliche Situation zu optimieren, bzw., um Wege zu finden, ihren Beruf
weiterhin ausüben zu können, oder aber auch, um Alternativen zu ihrem
bisherigen Beruf zu finden und zu erproben, um überhaupt weiterhin
berufstätig sein zu können.
Einige
- vor allem aus gesundheitlichen Gründen - Langzeitarbeitslose
wurden von ihrem Versicherungsträger "geschickt", um
herauszufinden, wie belastbar und einsetzbar die Personen überhaupt noch
sind. Entsprechend lasch kommt mir in den Gesprächen teilweise deren
Motivation vor. Ich gewinne eher den Eindruck, sie fügen sich in
ihr Schicksal, eine Zeitlang hier sein zu müssen, um anschließend wieder
in ihre gewohnte Lethargie einzutauchen.
Und
dann ist da die sehr große Gruppe von Jugendlichen. Viele von ihnen fallen durch ein extremes
Äußeres auf: Viele Tattoos, schräge Frisuren, lange Ledermäntel,
Hüte.
Bei
jeder einzelnen Begegnung auf dem Gelände frage ich mich: Sieht mich
diese Person jetzt? Klar, verschwommen oder gar nicht? Nimmt er oder sie mich auf anderem Wege wahr? Und mein Gegenüber wird dasselbe über mich
denken.
Im Zweifelsfall ist ein "Hallo" immer angebracht, und das hört/sagt
man hier auffällig und überdurchschnittlich oft.
Technische
Hilfsmittel
Am
nächsten Tag begebe ich mich unter die Fittiche von Herrn G., seit 19
Jahren Computerspezialist beim BFW. Herr G. legt sofort los und beschreibt
mir ausführlich sein Aufgabengebiet. Sein Reich: Ein großer Raum,
ausgestattet mit den unterschiedlichsten technischen Hilfen für Blinde
und Sehbehinderte. In erster Linie viele, viele verschieden große
Monitore sowie diverse Lesegeräte, die mittels einer Kamera die Seite z.
B. eines Buches auf einen Monitor übertragen, die dann anschließend am
Bildschirm beliebig vergrößert dargestellt werden kann.
Ganz
besonders faszinieren mich die Sprachausgabegeräte: Ein Text wird
eingescannt und anschließend von einer angenehmen, weiblichen Stimme
vorgelesen. Und zwar mit Pausen, Betonungen und Anheben bzw. Absenken der
Stimme an immer den richtigen Stellen.
Dennoch
bin ich natürlich froh, die meisten Hilfsmittel nicht zu benötigen.
Schnell wird klar: Bei mir geht es um den richtigen Monitor und um eine
Vergrößerungssoftware.
Herr
G. zeigt mir Anwendungsbeispiele einer für mich geeigneten Software, und
innerhalb kürzester Zeit bin ich begeistert. Sie ermöglicht es, den
Bildschirm auf die höchste Auflösung einzustellen (um die schärfste,
aber eben auch kleinste Darstellung zu erhalten), und die Darstellung
anschließend dennoch ohne Qualitätsverlust (bezogen auf die Schärfe)
fast stufenlos zu vergrößern. Und es werden nicht nur einzelne
Bestandteile des Monitorinhalts vergrößert, wie z. B. nur das
eigentliche Textfeld bei der Textverarbeitung, sondern wirklich das
gesamte Bild inklusive der Arbeitsleisten, der Menüs, der Werkzeuge und
der Roll up-Fenster.
Viele
weitere Funktionen bietet diese Vergrößerungssoftware. So kann zum
Beispiel der Cursor riesig groß und farbig dargestellt werden, und es
kann aus fast grenzenlosen Kombinationen von Schrift- und Hintergrundfarben
gewählt werden.
Arbeitet
man mit zwei Monitoren, kann man sich auf dem einen Monitor das gesamte
Bild anzeigen lassen, auf dem zweiten Monitor den vergrößerten
Ausschnitt, an dem man gerade arbeitet. Auf dem Monitor, der weiterhin das
gesamte Bild anzeigt, kann man die bearbeitete Stelle mit einem grauen
Feld unterlegen lassen, so dass man immer die Übersicht darüber behält, an
welcher Stelle man sich gerade befindet.
Außerdem
bietet das Arbeiten mit zwei Monitoren den Vorteil, dass man auf dem einen
Monitor das Arbeitsfeld (z. B. den Text bei einer Textverarbeitung)
anzeigen lassen kann und auf den zweiten Monitor die gesamten, benötigten
Arbeitsleisten und Werkzeuge ziehen und hier beliebig vergrößern kann.
Schnell
wird klar: Diese Software ist meine! Und dazu zwei Monitore. Aber welche?
Und in welcher Größe? Diese Entscheidung fällt mir schwer.
Herr
G. läuft jetzt zu seiner Höchstform auf. Er wird nicht müde, immer
wieder neue Monitore anzuschleppen, unter den Tischen herumzukriechen,
Kabel zu ziehen und die Geräte in immer neuen Kombinationen an meinen PC
anzuschließen und mir vorzuführen. Als sich herausstellt, dass ich
Schwierigkeiten damit habe, den oberen Bereich der größeren Monitore zu
erkennen, kratzt er sich kurz am Kopf, rennt dann in einen Nebenraum, um
kurze Zeit später mit einem fahrbaren Computertisch wieder aufzutauchen,
der es ermöglicht, den hinteren Teil, der für den Monitor vorgesehen
ist, tiefer zu legen.
"Wir
machen hier alles möglich", versichert Herr G. glaubhaft. "Neulich
hatten wir eine Dame, die konnte nicht von links nach rechts gucken, nur
von unten nach oben. Da haben wir hier Schuhkartons übereinander
gestapelt und auf diese Weise zwei Monitore übereinander angeordnet."
Am
Nachmittag streife ich über das Gelände und finde eine Bronze-Plastik,
die in stilisierter Form das Gelände wiedergibt. Jedes einzelne Gebäude
ist hier als Tier dargestellt. Diese Tiere finden sich an den einzelnen
Gebäuden als Türklinken wieder. Eine wirklich sehr hübsche, liebevolle
Idee als Orientierungshilfe.

 Im
Rahmen meines Spaziergangs will ich der "Sensorischen Welt"
einen Besuch abstatten. Ich hatte darüber gelesen, dass in einem
Nebengebäude die Möglichkeit besteht, in einem völlig abgedunkelten
Raum eine Alltagssituation nachzuempfinden, wie Blinde sie wahrnehmen.
Allerdings werde ich bereits am Eingang von zwei jungen Frauen abgefangen.
Eine von ihnen sieht mich an und erklärt, dass ich nur im Rahmen einer
Führung hineinkönne, und die nächste Führung sei morgen von 10 bis 12
Uhr. Sie sieht mir direkt in die Augen, und ich habe den Eindruck, dass
sie blind sein könnte. Ich ärgere mich gleichzeitig über mich selbst,
dass ich mir diese Frage überhaupt stelle.
"Da
kann ich vermutlich nicht, weil ich noch in der Maßnahme bin!" -
"Und übermorgen?" - "Da bin ich schon wieder weg!" -
"Ach so, schade. Okay, falls Sie morgen doch können, kommen Sie
einfach her und melden sich!"
Am
dritten Tag klopfe ich, wie verabredet, morgens bei Herrn G. an die Tür.
Heute wollen wir die Monitorfrage abschließend klären. "Wollten Sie
in die Sensorische Welt?", begrüßt mich Herr G. Ich bin total
verblüfft. "Öhm, ja … ich hatte gestern gefragt … aber das
passt ja zeitlich nicht … Woher wissen Sie?" - "Wir wurden
angerufen. Frau XY hat herumgefragt, um wen es sich handeln könnte, sie
hat gesagt, es sei eine Dame interessiert, die bereits heute abreist. Da dachte ich,
dass es sich vielleicht um Sie handeln könnte. Also, wenn Sie noch
möchten: Ich denke, dass wir um 11 Uhr durch sind, und danach können Sie
sich dort melden!" Einmal mehr bin ich begeistert und perplex
darüber, wie sehr man sich hier um mich bemüht.
Nachdem
die Monitorfrage endlich geklärt ist, habe ich noch eine Bitte: Ich
möchte mir gern noch erklären und zeigen lassen, wie Bildschirminhalte
in Braille-Schrift angezeigt werden. Aber selbstverständlich! Herr G.
rennt mit mir in den Nachbarraum und stört zwei Damen bei der Arbeit.
Eine ist eine Schülerin, die andere bringt ihr die Technik bei. Die
Lehrerin - von Geburt an blind - zeigt mir in Windeseile die Technik:
"Wenn hier die Zeile aufhört, geht sie da weiter, und dann kann ich
da umschalten, und dann kann ich gleichzeitig …" Sie flitzt mit
ihren Fingern über die Braille-Zeile und liest den Text, den ich am PC in
Klarschrift mitlesen kann, laut vor. Aber soll ich ehrlich sein? Ich habe
die Technik nicht kapiert …
Beim
Abschlussgespräch mit Frau M. und Herrn G. werden noch einmal alle
Details und erforderlichen Maßnahmen, die sich aus meinem hiesigen
Aufenthalt ergeben haben, besprochen und zusammengefasst. Als sie mich
fragen, ob sich meine Erwartungen erfüllt hätten, kann ich nur aus vollster
Überzeugung beteuern: "Sie wurden übertroffen."
Trotz
meiner vergleichsweise geringen Sehbehinderung haben sich alle Beteiligten
mit großem Engagement, sehr viel Einfühlungsvermögen, viel Geduld und
hervorragendem Fachwissen meinem Problem gewidmet und eine Lösung
herbeigeführt. Vor dem Hintergrund, dass ich seitens meines Arbeitgebers
diesbezüglich bisher schnell an Grenzen gestoßen war, war mein Aufenthalt hier nicht nur für meine Augen eine
Wohltat, sondern auch für meine Seele.
Sensorische
Welt
Als
ich das zweite Mal bei der Sensorischen Welt anklopfe, telefoniert die
Dame sofort herum und besorgt einen Führer für mich. Während der
Wartezeit stellt sich heraus, dass sie tatsächlich blind ist. Sie lässt
sich gerade von einer zweiten Person in ein Computerprogramm einweisen und
plaudert dabei mit ihr aus dem Nähkästchen: Sie ist offenbar im
eigentlichen Leben im Hörfunkbereich tätig und erzählt, wie ein von ihr
geführtes Interview mit Fußballfunktionär Rainer Calmund verlaufen ist.
Dann
begrüßt mich Herr H. Führt mich zunächst in einen Vorraum der
Sensorischen Welt und bereitet mich darauf vor, was mich gleich erwarten
wird. Der Raum sei stockdunkel, und ich müsse Aufgaben erledigen. Aber
wenn ich in Panik geriete, sei er in meiner Nähe. Mir wird angst und
bange. Mein Gesicht und meinen Bauch solle ich mit den Händen schützen.
Er fragt noch, ob ich zu Schwindel neigen würde, und ob ich schreckhaft
sei. Ich antworte lieber gar nicht mehr …
Wir
betreten den stockfinsteren Raum. Es riecht nach Wald, Vögel zwitschern.
Herr H.: "Ihre erste Aufgabe wird sein, einen Brunnen zu finden."
Zentimeter für Zentimeter taste ich mich nach vorn. Die Arme weit
vorgestreckt. Erwische einen Baum. Der Boden unter mir wird weich. Ich bin
im Wald. Aber wo ist der Brunnen? Ich höre ihn immerhin plätschern. Ich
wedele wild mit den Armen um mich herum. Alles ist schwarz. In welche
Richtung soll ich gehen? Ich tapse herum und höre plötzlich Autogehupe.
Hm. Hier ist der Brunnen wohl nicht. Ich höre ihn auch nicht mehr. Also
zurück. Wald, zwitschern.
Da!
Eine Wand, ein Haus, ein Fenster. Ich hangele mich an der Wand entlang und
verliere mich in einer Sackgasse. Herr H. meldet sich: "Wenn Sie sich
weiterhin an der Wand entlang tasten, kommen Sie nicht weiter. Sie müssen
sich in den Raum wagen!"
Ich
werde ungeduldig. "Ich fühle mich total gestresst! Ich finde diesen
verdammten Brunnen nicht!" Denke: 'Ich will, dass das Licht jetzt
angeht!' Denke aber auch: 'Blinde können auch kein Licht anschalten, wenn
sie genervt sind.' Sage also nichts.
Ich
muss mich auf verschiedene Sinneseindrücke konzentrieren: Geräusche
(Brunnenplätschern - mal nah, mal fern, Straßenlärm, Vogelzwitschern),
Bodenbeschaffenheit (hart, weich, Stufen), Gerüche (Wald), Temperaturen,
Tastbares (Zweige, Gegenstände).
Ich
unternehme also ein paar Schritte in den Raum, fühle mich dabei leicht
panisch. Wie groß und grenzenlos ist dieser Raum? Werde ich dort
überhaupt wieder eine Richtung finden? Dauernd stoße ich an irgendetwas
an, das mir aber keine Richtung gibt. Wieder dieser Straßenlärm, das
Brunnenplätschern ist wieder weg. Ich versuche die ganze Zeit, mit weit
aufgerissenen Augen krampfhaft zu sehen. Nehme aber höchstens weiße,
blitzartige Irritationen wahr.
Ich
stoße an irgendwas Metallenes: eine Mülltonne. Daneben ein Fenster. Ich
hämmere an die Scheibe: "Hallo! Ich bin blind! Holen Sie mich hier
raus!" Kein Brunnengeplätscher mehr. Herr H. zeigt Mitleid. "Kommen
Sie in meine Richtung!" Gesagt, getan. Dann versperrt er mir aber den
Weg. Genau den Weg, den ich überzeugt bin, gehen zu müssen. Er steht vor
mir und spricht mit mir, so dass ich weiß, dass es dort nicht weitergeht.
Letztlich bugsiert er mich endlich in die richtige Richtung, die ich nie
aus eigener Kraft gefunden hätte, und ich lasse mir aus dem Brunnen
kühlendes Wasser über meine erhitzten Pulsadern fließen.
Anschließend
darf ich mir den Raum noch einmal bei Licht betrachten. Er ist ungefähr
zehnmal so klein, wie ich gedacht hätte. Ungefähr so groß wie ein
durchschnittliches Wohnzimmer. Fühlte sich aber so an wie ein großer
Wald plus einem mittelkleinen Dorf mit großem Marktplatz. Erstaunlich,
woran ich unwissend vorbei gerannt (na ja, "gerannt?" ….) bin:
Zum Beispiel an einer Person, die die ganze Zeit auf einer Bank gesessen
hat und die Situation beobachtet haben wird (wenn sie denn real gewesen
wäre), oder an einer Telefonzelle.
Als
ich im Taxi Richtung Bahnhof sitze, sauge ich die an mir vorbei fliegenden
Häuser, Gärten und Menschen gierig auf.
Ich
bin so dankbar, dass ich sehen kann!
Hilfsmittel
(Sight-City Frankfurt/Main)
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