Auch auf den
Plakaten und in den Zeitungsanzeigen stehen Nina Corti und der Flamenco
eindeutig im Vordergrund, auf den Eintrittskarten wird Nina Corti an
erster Stelle vor Roby Lakatos genannt.
"Etikettenschwindel!", brummen
meine Platznachbarinnen in der Stadthalle nach einer Weile erbost,
und diese Bezeichnung bringt es in der Tat auf den Punkt:
Die ersten 45
Minuten gibt es ungarische Zigeunermusik mit Roby Lakatos und seinen
Jungs, von Nina Corti keine Spur. Als ich schon gar nicht mehr mit Nina
Corti sondern höchstens noch mit einer Piroschka rechne, wird sie doch
noch von Roby Lakatos angekündigt - allerdings lediglich als Gast! Sie
zeigt einige Grundschritte des Flamencos, einige große Gesten und zwei
verschiedene Kleider.
Pause.
Nach der Pause, man
ahnt es bereits, werden wir zunächst erneut endlos lange mit
ungarischen Waisen traktiert. Dann führt Nina Corti zwei weitere
Kleider vor und zeigt einige banale Flamenco-Schritte, vollzieht dabei
allerhand hübsche Drehungen und lächelt stets freundlich.
Eine Interaktion
zwischen Musikern und Tänzerin findet nicht statt: Die Musiker halten
Blickkontakt untereinander, gehen in keiner Weise auf die Tänzerin ein,
die hier nur als nettes Beiwerk agiert. Beim echten Flamenco ist es umgekehrt:
Die Tänzerin bestimmt das Geschehen auf der Bühne, und die Musiker
folgen ihr. Daher lassen sie sie auch keine Sekunde aus den Augen. In
der Braunschweiger Stadthalle aber machen die Musiker ihr Zeug, ohne die
Tänzerin eines Blickes zu würdigen.
Dass kein echter
Flamenco dargeboten werden würde, ging aus den Ankündigungen zwar
hervor. Dass es sich aber hauptsächlich um ein Konzert einer
ungarischen Zigeunerkapelle handelt, bei dem Nina Corti lediglich einige
minimale Gastauftritte hat, in denen sie einige Flamenco-Schritte und
-Figuren auf Anfänger-Niveau zeigt, ist die große Überraschung
des Abends.
Dass ich dennoch bis
zum Ende ausharre, liegt nicht an der Fidelei des Königs der
Zigeunergeiger, sondern am Titel der Veranstaltung: "Firedance".
Bis zum Schluss gebe ich die Hoffnung nicht auf, dass Nina Corti das
angekündigte Feuer doch noch entfachen würde. Aber ihre wenigen Darbietungen
bleiben bis zuletzt nur eines: lahm.
Nina, wo ist dein
Feuer hin?